Wissenschaft - Kunst


In den Debatten über Theorie und Methode des „Artistic Research“ bzw. der „künstlerischen Forschung“ wird bereits seit einigen Jahren über das Verhältnis zwischen Wissenschaft und Kunst diskutiert. Welche Gemeinsamkeiten und welche Unterschiede gibt es zwischen künstlerischen und wissenschaftlichen Erkenntnismethoden, Ordnungssystemen und ihren jeweiligen Strategien der Wissensproduktion? Welches Wissen schafft die Wissenschaft, welches Wissens schafft die Kunst? Wann ist Kunst Forschung? Und auf welche Weise, für welche Fragestellungen und im Rückgriff auf welche Methoden können Kunst und Wissenschaft zusammenwirken und gemeinsam neues Wissen hervorbringen? 

Das Bezugs- und Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Kunst wird in Elfriede Jelineks Werk in vielfacher Weise thematisiert. Ihre Arbeiten stellen intertextuelle Bezüge zu wissenschaftlichen Texten her oder greifen wissenschaftliche Erkenntnisse als Quellen und Impulse für eigene Fragestellungen auf. Sie denkt essayistisch über das Spannungsfeld und reflektiert literarisch über theoretische Themenkomplexe, wie sie auch im Mittelpunkt wissenschaftlicher Forschung stehen.

Ausgehend von Jelineks Werk macht das Interuniversitäre Forschungsnetzwerk Elfriede Jelinek an der Schnittstelle zwischen Wissenschaftsuniversität (Universität Wien) und Kunstuniversität (Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien) die Vernetzung wissenschaftlicher und künstlerischer wissenschaftlicher Positionen und methodischer Verfahren zum Grundprinzip seiner Arbeitsweise. Die Entwicklung innovativer Ansätze in der Verbindung von wissenschaftlicher und künstlerischer Forschung und die Erschließung neuer inter- und transdisziplinärer Forschungsfelder sind Kernanliegen aller Projekte. Die dabei entwickelten, neuartigen Formate werden der Öffentlichkeit auf einem Onlineportal zu Wissenschaft und Kunst zugänglich gemacht.

Die Vielfalt und Diversität wissenschaftlicher und künstlerischer Methodik spiegeln sich auch in den unterschiedlichen Realisierungsformen der Projekte des Interuniversitären Forschungsnetzwerks wider, die von international vernetzten Arbeitsgruppen bis hin zu wissenschaftlich-künstlerischen Veranstaltungsformaten und Publikationsmedien reichen. 

Das in der Form bislang einzigartige Modell der Kooperation einer Wissenschaftsuniversität und einer Kunstuniversität ermöglicht das Zusammenwirken internationaler Expert*innen unterschiedlicher wissenschaftlicher und künstlerischer Disziplinen und damit neue, innovative Formen der Verbindung von Wissenschaft und Kunst. Auf diese Weise trägt das Interuniversitäre Forschungsnetzwerk zu einer zeitgemäßen Konstituierung und Vermittlung von Wissen an den Schnittstellen von Wissenschaft und Kunst in der Forschung und Lehre der beiden Universitäten bei.

aus: Wege zum Unbewussten. Der Pocket-Guide für die Sigmund-Freud-Ausstellung in der Wiener Innenstadt, 2006